Herkunft der Dämonen und Vampire
Diese Welt existiert parallel zu der unseren, auch wenn ihre Bewohner noch einen
mittelalterlichen Stand haben – Karren, Dörfer, Pferde und vor allem: Magie. Ihre Bewohner,
die Dämonen und die Vampire, leisteten sich vor langer Zeit einen Krieg. Grund dafür war die
Bedrohung der Menschen durch die Vampire und ihre Art, sich zu nähren. Die einen wollten sie
als Untertanen, die anderen als Beute, aber nur einer konnte gewinnen – so flohen die Vampire
durch ein Portal auf die Erde, wo sie eine weitaus größere, aber auch gefährlichere
Nahrungsquelle fanden.
Das Portal wurde vor vielen Jahren geschlossen und galt als verschollen. Nur wenige Dämonen gelangten immer wieder durch Beschwörungen von Zauberern auf die Erde, was der dämonische Herrscher aber als Bedrohung seiner Art ansah, weshalb das Portal nun wieder gesucht werden soll, um seine Untertanen zurückzuholen und die ungewünschte Bedrohung durch die Zauberer zu beseitigen.
»Wir Dämonen stammen aus der magischen Welt, wo wir geboren werden und aufwachsen. Es gibt uns dort überall, in kleinen Dörfern, in großen Städten, vor allem in unserem Heimatland, Cyrillia, das vom Dämonenherrscher – meinem Vater – regiert wird. Das Leben dort lässt sich vergleichen mit dem, was Sie als Mittelalter kennen. Aber bitte sagen Sie es nicht meinem Vater weiter, der würde mich umbringen. Der Lord ist ein strenger Herrscher, gehört er doch den feuergebundenen Dämonen an. Damit kommen wir zu den verschiedenen Arten – ein Dämon kann jedem Element angehören, manche sogar zweien, das sind dann Mischlinge, so wie ich. Wir Mischlinge sind in der Dämonenwelt aber nicht gerne gesehen, sind diese doch stolz auf ihr reines Blut.
Jedes Element bringt andere Merkmale hervor – so haben Feuergebundene Hörner und rote Haut, Windgebundene Flügel, Wassergebundene Schwimmhäute und glatte Haut, und Erdgebundene besitzen Schuppen und Klauen. Diese Merkmale existieren aber nur in der magischen Welt. Sobald wir irgendwie in die Menschenwelt gelangen, sehen wir aus wie völlig normale Menschen, können aber diese Merkmale willentlich wieder erscheinen oder verschwinden lassen. In der magischen Welt ist uns das Verschwindenlassen nicht möglich.
Mischlinge wiederum besitzen auch gemischte Eigenschaften. So habe ich Flügel und Hörner, wenngleich diese nicht so lang sind wie bei reinen Feuerdämonen, oder meine Flügel nich so kräftig. Bei anderen Mischungen ist es ähnlich; ein Element ist zumeist stärker ausgeprägt.
Unsere Magie hängt auch davon ab, welchem Element wir angehören. Dieses können wir, in geringen Mengen, auch selbst erschaffen. Die temperamentvollen und heißblütigen Feuerdämonen können das Feuer kontrollieren, ja sie lieben ihre Lavabäder geradezu, während die wendigen und klugen Wasserdämonen das Wasser beherrschen und unter Wasser sogar atmen können. Die eher flatterhaften und freiheitsliebenden Windgebundenen widerum können mit ihren ledrigen Schwingen weite Strecken fliegen und besitzen sogar Telepathie. Die ernsten und nachdenklichen Erdgebundenen widerum können lokale Erdbeben hervorrufen oder ihre Haut kurzzeitig so hart wie Stein werden lassen.
Mischlinge wie ich müssen wesentlich mehr Zeit und Mühe ins Training investieren, um annähernd an einen Reinblütier heranzureichen, und fühlen sich eher zu einem der beiden Elemente hingezogen, das andere beherrschen sie gar nicht oder nur passiv. Ich bin zum Beispiel lediglich etwas feuerresistenter und kann Windböen verursachen.
Ansonsten sind alle Dämonen etwas schneller und stärker als Menschen, je nach Element sogar noch ein wenig mehr. Feuergebundene sind am stärksten, während Erdgebundene am meisten Ausdauer haben. Wind- und Wassergebundene sind am schnellsten, allerdings nur in ihrem Element. Wir können zwar nicht wahllos Leute durch die Gegend schleudern wie die Vampire, aber wir sollten es auch ohne viel Training mit einem stärkeren Menschen aufnehmen können.
Außerdem besitzt unser schwarzes Blut die Besonderheit, Gefühle zu verstärken. Es kann Liebesbeziehungen verstärken, oder aber auch Sklaven binden. Wer unser Blut trinkt, befolgt unseren Befehlen meist gerne, und es ist sogar eine große Ehre, wenn wir das Blut eines höhergestellten Dämons trinken dürfen. Nicht alle unserer Art sehen das so, aber es hat eben Tradition. Wie Sie daran sehen können, besitzen wir eine fixe Hierarchie, an deren Spitze unser Herrscher steht, den wir mit Lord ansprechen.
Sie wollen wissen, welches Alter wir erreichen können? Sie sind aber neugierig! Nun, soweit ich weiß werden Dämonen meiner Art bis zu vierhundert Jahre alt, es gibt aber Feuer- und Erdgebundene, die achthundert Jahre erreichen können. Ob ich neidisch bin? Wer will denn bitte schon so lange leben!
Was, Sie wollen auch noch über unsere Herkunft und Lebensweise Bescheid wissen? Hört Ihre Neugier denn nie auf? Also, wir stammen, wie gesagt, aus der magischen Welt. Da das Portal seit gut sieben Jahrhunderten geschlossen ist, können wir nur durch Beschwörungen von Zauberern auf die Erde gelangen. Auf diese Weise sind wir allerdings an deren Befehle gebunden und können uns erst befreien, wenn es uns irgendwie gelingt, den Zauberer zu töten. Manchmal geschieht es auch, dass ein Zauberer zu willensschwach ist, und wir uns ihm widersetzen können.
Unsere Lebensweise in der magischen Welt ist in Clans unterteilt. Es gibt ausschließlich reinblütige Clans, die meistens im ständigen Konkurrenzkampf zueinander stehen. Es gibt Ehen, Verbindungen, Intrigen wie auch in der menschlichen Aristokratie. Meistens leben die Clans in der Nähe ihres Elements, da sie sich dort am wohlsten fühlen.
Was wir eigentlich hier wollen und was unsere Ziele sind? Nun, in erster Linie würden die meisten auf der Erde gestrandeten von uns wohl das Portal wiederfinden wollen, um so in ihre Heimat zurückzukehren. Dann sind da aber noch die Zauberer, die eine Bedrohung für uns darstellen, weil sie uns gegen unseren Willen aus unserer Heimat reißen, deswegen suchen viele von uns auch den Krieg, um die Gefahr zu bannen. Und dann sind da noch die Vampire, die wir für ihre Lebensweise verachten. Natürlich weiß ich, dass sie nicht anders können, aber auch wenn ich nicht weiß, woher sie genau kommen, so weiß ich, dass sie absolut unnatürlich sind und beseitigt werden müssen. Unser Lord stellt sogar schon eine Legion auf, um durch das Portal in die Menschenwelt einzumarschieren und die Bedrohung für seine Bevölkerung zu eliminieren. Nun, es würde mich aber nicht wundern, würde er das nicht auch nutzen wollen, um die Menschenwelt zu erforschen und, machthungrig wie Dämonen nunmal sind, zu unterwerfen.«
»Wer wir sind, möchten Sie wissen? Lassen Sie mich von vorn beginnen. Sie haben sicherlich von Hexenverfolgungen im Mittelalter gehört, und bisher alles für Show gehalten? Nun, es gibt uns tatsächlich, aber wir entsprechen nicht dem bösen Bild, das Sie wohl von uns haben.
Die Magie wird durch das Blut weitergegeben. Wenn wir uns mit Menschen vermischen, wird auch der Magieanteil weniger, bis er ganz verblasst, weshalb wir auf unsere Blutlinien sehr achten und stolz sind. Halbblüter werden nicht sehr geschätzt, da sie sich schon wesentlich mehr anstrengen müssen, um an einen reinblütigen Zauberer heranzureichen. Aufgrund unseres Blutes werden wir auch etwas älter als Menschen. Es gibt zwei Arten der Magie, neben den neutralen Zaubern: Helle und dunkle. Je nach Art werden positive oder negative Erinnerungen gebraucht, und die dunkle ist in unserer Gesellschaft streng verboten.
Unsere Kinder wachsen zunächst wie alle anderen auf. Sie besuchen eine menschliche Grundschule, werden danach aber in der Magie zuhause von den Eltern ausgebildet. Meistens zeigt sich die Zauberei schon vor der ersten Ausbildung in Form von unkontrollierten und gefühlsabhängigen kleinen Zaubereien, die unter Menschen auffallen würden, weshalb wir unsere Kinder meist unter unsresgleichen sein lassen. Bei sehr magiebegabten Kindern kann sich das Talent bereits im Kleinkindesalter zeigen, und wenn es Hunger hat, kann schonmal eine Vase explodieren.
Während der Ausbildung müssen die Kinder immer wieder Prüfungen im Orden ablegen, bis hin zur Zauberer-Lizenz, welche ab dem 17. Lebensjahr vergeben oder auch nicht vergeben werden kann. Dabei wird getestet, ob der Jugendliche seine Magie unter Kontrolle hat und damit verantwortungsvoll umgehen kann. Ist das nicht der Fall, wird ihm die Lizenz verwehrt, und er darf seine Zauberkunst nicht anwenden. Dies wird auch vom Orden überwacht, sodass es geahndet werden kann, wenn jemand unerlaubterweise zaubert.
Wer danach noch mehr Anteil an der Magie haben will, kann an der Zauberer-Akademie studieren. Diese befindet sich abgeschirmt von menschlichen Blicken in einer Vorstadt Londons und an ihr kann man weiterführende Zauberei lernen. Alles, was innerhalb des Ordens einen höheren Posten anstrebt, hat dort studiert.
Wie Sie sicher schon gemerkt haben, oder eben auch nicht, leben wir unerkannt unter den Menschen und haben unsere eigene Regierung, den Orden, welcher 1805 aufgrund von gegebenen Anlässen gegründet wurde. Dieser ist unterteilt in drei Ämter (Amt für Recht und Ordnung, Inquisition – Amt für Verteidigung gegen dunkle Wesen – Amt für Kunst, Kultur und Bildung) und wird von einem Archonten geleitet, der jährlich neu gewählt wird. Außerhalb des Ordens leben die bürgerlichen Zauberer, welche ihren Haushalt gerne mit Magie führen und mit menschlichen Geräten nicht viel zu tun haben. Sie benutzen auch gerne Eulen oder andere Tiere als Kommunikationsmittel, manche aber besitzen auch Telefone und Computer.
Die Ämter bestehen meist aus maximal zwanzig Mitarbeitern, also recht klein für das, was Sie vermutlich kennen. Während das erste Amt, das von einem Inquisitor geleitet wird, für Recht und Ordnung innerhalb unserer Welt sorgt, also Schwarzmagier verfolgt und Unruhestifter verhaftet, kämpft das zweite Amt gegen Dämonen und Vampire, die Menschen oder Zauberer bedrohen, und wird von einem Warden, oder auch Patronus genannt, geleitet. Um die Belange der Vampire kümmern wir uns nicht, aber wenn diese möchten, können sie sich uns auch anschließen, auch wenn wir ihnen Misstrauen gegenüber bringen. Dann gibt es noch das Amt für Bildung, das dafür zuständig ist, dass unsere Kinder mit Prüfungen versehen werden und schließlich ihre Lizenz zum Zaubern erhalten. Das Amt ist auch für die Wissensvermittlung und -bewahrung verantwortlich und wird vom Archivar geführt, der sich auch um alle anderen offiziellen Anliegen des Zauberervolkes kümmert.
Unsere Fähigkeiten interessieren Sie? Nun, es gibt viele Zauber, und im Grunde kennt jeder von uns mindestens die Alltagszauber der Klasse I, wie sie genannt werden. Zauber der Klasse II sind schon schwieriger zu lernen und alle anderen Gebiete erfordern meist ein Studium an der Akademie, wenn man keinen Privatlehrer findet, der es einem beibringt. Wir benutzen gerne Zauberstäbe, um unsere Magie besser zu kanalisieren, aber im Grunde können wir einfache Zauber auch mit der Hand wirken.
Natürlich interessiert Sie auch unsere Herkunft. Nun, eigentlich lebten wir schon immer unter den Menschen, aber seit dem 18. Jahrhundert leben wir im Untergrund, um uns zu schützen. Von da aus koordinieren wir weiterhin das Schicksal der Welt, wenn auch die Menschen uns nunmehr für Mythen und Legenden halten. Das haben wir geschickt eingefädelt, nicht wahr? Nun, ohne die Magie, mit der wir unsere Stätten vor den Blicken der Menschen abschirmen, wäre es uns niemals möglich gewesen. Wir gründeten bald darauf den Orden, wobei jener sich um die Geheimhaltung der Magie und die Sicherheit der Welt einsetzt. Das Gebäude des Ordens selbst ist eine große Villa in London und wird von den Menschen für eine Botschaft gehalten. Im Grunde sind wir das auch, oder nicht?
Und damit Sie es wissen: Wir waren es, die sich vor 700 Jahren mit den Vampiren an einen Tisch setzten und einen Waffenstillstand verhandelten, weil wir keine Alternative mehr sahen. Ansonsten hätten uns die Dämonen allesamt vernichtet, aber so bannten wir sie gemeinsam mit den Menschen und Vampiren zurück in die magische Welt und versiegelten das Portal. Seither sehen wir uns als Hüter des Portales, auch wenn nur die wenigsten wissen, wo sich dieses befindet. Das Wissen um das Tor zur anderen Welt wird als unser größtes Geheimnis behütet.«
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